WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 1/2022

Thüringens Wirtschaft ist durch die Produktion geprägt. Der Anteil des produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) an der Bruttowertschöpfung beträgt im Freistaat Thüringen zirka 27 Prozent (in Deutschland zirka 24 Prozent). Besonders hervorzuheben sind hier die Primärwirtschaftszweige der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren sowie von Metallerzeugnissen. In beiden Bereichen liegt der Lokalisationskoeffizient im Freistaat nach Umsatz bei 3,6. Das bedeutet, dass in Thüringen der Anteil dieser Wirtschaftszweige am Gesamtumsatz gemessen am bundesdeutschen Durchschnitt um den Faktor 3,6 höher ist. Mit anderen Worten tragen im Vergleich insbesondere diese Wirtschaftszweige durch die Konzentration und Spezialisierung in Thüringen zur Wertschöpfung und zur Erhaltung der Arbeitsplätze bei. Ein Denkanstoß der Wissenschaftler Andreas Patschger, Stephan Husung, Florian Puch und Felix Röhnert von der TU Ilmenau Wichtiger Wettbewerbsfaktor Thüringer Unternehmen Nachhaltige Produktion Bisher sichern im produzierenden Gewerbe Thüringens die Wettbewerbsfaktoren Qualität, Kosten und Liefertreue die Aufträge. Mit immer weiter globalisierten Lieferketten verlieren diese Vorteile jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Darüber stellt der tiefgreifende Strukturwandel in Form der Digitalisierung und des Klimawandels die tradierte Wertschöpfung vor weitere Herausforderungen. Um im weltweit immer stärker verflochtenen Wirtschaftssystem wettbewerbsfähig zu bleiben und die für Thüringen wichtigen Wirtschaftszweige widerstandsfähig zu gestalten, müssen sich die Unternehmen weiterentwickeln. Die eher kleinteilig geprägte Unternehmenslandschaft in Thüringen betreibt bisher wenig kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Dabei ist gerade jetzt der Zeitpunkt, um vor dem Hintergrund des Strukturwandels auf Innovation zu setzen. In Zukunft wird der Bedarf nach nachhaltig gefertigten Produkten weiter steigen und damit zunehmend ein Wettbewerbsfaktor sein. Zugleich ist eine signifikant höhere CO2-Bepreisung zu erwarten. Klassische Geschäftsmodelle, die auf die Produktion und den reinen Verkauf von Produkten setzen, werden ergänzt oder ersetzt durch servicegetriebene Ansätze, die noch lange nach dem Absatz des Produktes für Umsatz sorgen und Mehrwerte generieren. Thüringen steht als „grünes Herz“ in Deutschland für Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit in der Produktion bedeutet die effiziente Herstellung von bedarfsgerechten Produkten mit minimalem Einsatz von Energie und Ressourcen sowie mit minimalen Emissionen, die negative Folgen für die Umwelt haben. Zur Realisierung einer nachhaltigen Produktion gibt es unterschiedliche Ansätze. Die Studie „Nachhaltige Produktion“ zeigt den Einsatz unterschiedlicher Ansätze im Umfeld der Plattform Industrie 4.0. Neben der Optimierung der technologischen Prozesse zur Reduzierung des Energie- und Ressourceneinsatzes sowie der CO2-Emission rücken Ansätze, wie die Kreislaufwirtschaft und datengetriebene Servicemodelle, immer mehr in den Fokus. Energie und Material können bereits in der Produktentwicklungsphase durch konstruktive Maßnahmen eingespart werden. Ressourcenoptimierende Bauteil- und Prozesssimulation, MultimaRessourceneffiziente Produktion 24 Grafik: TU Ilmenau

RkJQdWJsaXNoZXIy NDE3NTI=